Für die hochentwickelte Abfallwirtschaft in Deutschland müssen Antworten auf offene Fragen gefunden werden
Von der Abfallwirtschaft wird gefordert, daß sie sich zur Kreislaufwirtschaft entwickelt. Die idealistische Annahme, daß mit dem Schließen von Stoffkreisläufen die Abfallbeseitigung weitgehend überflüssig wird und der Ressourcenverbrauch mit der Abfallverwertung außerdem beendet werden kann, ist einer realistischen Betrachtungsweise gewichen. Mit geschlossenen Kreisläufen werden Schadstoffe in den Produkten, im Boden und damit auch im Wasser angereichert. Dieser unerwünschte Effekt kann nur mit offenen Kreislaufsystemen vermindert werden, aus denen Schadstoffe ausgeschleust werden. Mit der Abfallverwertung kann der Ressourcenverbrauch nicht beendet, sondern im besten Fall verlangsamt werden. Zum einen treten auch bei Kreislaufprozessen Verluste auf, die mit primären Rohstoffen ausgeglichen werden müssen. Zum anderen bewirkt ein auf Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystemzwangsläufig eine Zunahme des Abfallaufkommens insgesamt. Die derzeitig zu beobachtende Verlangsamung der Zunahme des Abfallaufkommens ist wahrscheinlich vorübergehend und hat in erster Linie mit der Stagnation der Wirtschaft und nur wenig mit Abfallvermeidung zu tun. Die nahezu kontinuierliche Abnahme des Restabfallaufkommens wird von der gleichzeitigen Zunahme der Abfälle zur Verwertung mindestens ausgeglichen. Die Verlagerung von der Beseitigung zur Verwertung entspricht der Politik der Europäischen Union und der Absicht des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das im fünften Punkt seines Eckpunktepapiers fordert, daß alle Siedlungsabfälle bis 2020 vollständig und umweltverträglich verwertet werden sollen. Die konsequente Verwirklichung dieses Postulats würde die Deponien überflüssig machen. Die Herausforderung an die in der Abfallwirtschaft Tätigen bleibt ausreichend groß, auch wenn diese Aussage so verstanden wird, daß es die übliche obertägige Reaktordeponie in Zukunft nicht mehr geben soll, das heißt, daß oberirdisch nur noch Abfälle abgelegt werden dürfen, die mit der sie umgebenden Biosphäre ohne technische Schutzmaßnahmen kompatibel sind, und daß die schadstoffhaltigen Abfälle in konzentrierter Form in Untertagedeponien mit sicherer Barriere gegen die Biosphäre abgelagert werden sollen.
Copyright: | © Rhombos-Verlag |
Quelle: | 03/2005 - Abfallwirtschaft bis 2020 (Oktober 2005) |
Seiten: | 16 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky |
Artikel nach Login kostenfrei anzeigen | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.
Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.
Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.