Stichhaltige Gründe

Eine Erfassung von „Biokunststoffen“ über die Biotonne ist aus Sicht
der Abfallwirtschaft abzulehnen

Die Verpackungsverordnung privilegiert in besonderer Weise Verpackungen aus biologisch abbaubaren Werkstoffen (BAW, "Biokunststoffe"), die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden. Sie verlangt außerdem, daß ein möglichst hoher Anteil dieser Verpackungen, das heißt ab Juli 2002 mindestens 60 Prozent, einer Kompostierung zuzuführen ist. Über die Bioabfallverordnung wird diesen Abfällen der Weg in die Kompostierungsanlagen geöffnet. Als Problem bei einer Erfassung, aber auch bei der Fremdstoffauslese in den Kompostierungsanlagen erweist sich, daß bioabbaubare Kunststoffe von herkömmlichen Kunststoffen optisch kaum oder nicht zu unterscheiden sind. Bei einer Erfassung über die Biotonne würden deshalb Begleitverunreinigungen mit normalen Kunststoffen und Verbundstoffen erheblich zunehmen. Bei Komposten, die in der Landwirtschaft verwertet werden, kann die Rottedauer in der Regel verkürzt werden. Dies ist bei Komposten, die biologisch abbaubare Kunststoffe enthalten, nicht mehr möglich, da deren Abbau längere Rottezeiten benötigt. Hinzu kommt, daß insbesondere Verpackungsmaterialien und Einweggeschirr aus biologisch abbaubaren Werkstoffen (BAW) der Wegwerfmentalität Vorschub leisten und den Zielen der Abfallvermeidung entgegenstehen. Die Kompostierung dieser Abfälle erfüllt weder die Kriterien des KrW-/AbfG für die umweltverträglichere Entsorgungsart noch das dort genannte Ziel einer hochwertigen Verwertung.



Copyright: © Rhombos Verlag
Quelle: 01/2000 - Bauabfälle (Februar 2000)
Seiten: 5
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Heinz-Ulrich Bertram
Dr. Barbara Zeschmar-Lahl
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Rechtliche und praktische Unsicherheiten bei der Durchführung des europäischen Klimaanpassungsrechts durch das Bundes- Klimaanpassungsgesetz (KAnG)
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2025)
In the context of the European Climate Law (EU) 2021/1119), the Governance Regulation (EU) 2018/1999 and the Nature Restoration Regulation (EU) 2024/1991, the KAnG came into force on July 1, 2024.

Transformatives Klimarecht: Raum, Zeit, Gesellschaft
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2025)
This article contends that climate law should be conceived as inherently transformative in a double sense. The law not only guides the necessary transformation of economy and society, but is itself undergoing transformation.

Maßnahmen zur Klimaanpassung sächsischer Talsperren
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (5/2025)
Die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen (LTV) betreibt aktuell insgesamt 87 Stauanlagen, darunter 25 Trinkwassertalsperren. Der Stauanlagenbestand ist historisch gewachsen und wurde für unterschiedliche Zwecke errichtet.