Stoffstrommanagement ist ein in der Abfallwirtschaft moderner Begriff, wenngleich üblicherweise nicht Stoffströme, sondern, wie im Falle der Versorgung von Anlagen, Material- oder Güterströme gelenkt werden. Der Begriff Stoffstrom wird fälschlicherweise meist den Begriffen Material- oder Güterstrom gleichgesetzt.
Die Materialströme der österreichischen Abfallwirtschaft werden durch die Umsetzung der Deponieverordnung im Jahr 2004 gravierende Änderungen erfahren. Eine wesentliche Senke der bisherigen Entsorgung von Gewerbemüll und Siedlungsabfällen ist die Deponie. Ab 01.01.2004 wird diese für die genannten Abfälle nur noch sehr eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Deponie als Senke wird durch thermische Beseitigungsanlagen (MVA) und thermische Verwertungsanlagen (industrielle Mitverbrennungsanlagen) abgelöst werden. Die bisherigen Abfallströme, die meist direkt vom Kunden auf die Deponie gelangten, werden zukünftig vielfach über Vorbehandlungsanlagen – Sortieranlagen, Splittinganlagen oder mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen – geführt und nach weiterer Aufbereitung einer thermischen Verwertung zugeführt werden.
Das Kernprojekt der Saubermacher Dienstleistungs AG (SDAG) bei der Umsetzung der Deponieverordnung ist die Ersatzbrennstoffproduktionsanlage Thermo- Team in Retznei/Steiermark. Diese Anlage wird qualitätsgesicherten, blasfähigen und ofenfertigen Ersatzbrennstoff für die Versorgung von zwei österreichischen Zementwerken produzieren. Daneben hat sich die Firma Saubermacher AG umfangreiche Kontingente in anderen industriellen Mitverbrennungsanlagen – Wirbelschichtanlagen – und einer Müllverbrennungsanlage (MVA) gesichert und sich damit auf die Anforderungen der Deponieverordnung eingestellt. Eine logische Konsequenz dieser Projekte und Kontingente ist die Errichtung und Erweiterung von Stoffstromtrennanlagen, Sortieranlagen und die Beteiligung an mechanisch- biologischen Abfallbehandlungsanlagen.
Die energetische Verwertung von Abfällen in industriellen Anlagen liegt bereits im Trend. Während die Beseitigung von Abfällen in klassischen Müllverbrennungsanlagen vorrangig dem Ziel der Mengenreduktion und Inertisierung dient, zielt die thermische Verwertung auf die Nutzung von in den Abfällen gespeicherter Energie ab. Die Anforderungen der industriellen Verwertungsanlagen an die zu verwertenden Abfälle sind unterschiedlich und erreichen bei der Zementindustrie besonders hohes Niveau. Da das vorrangige Ziel die Herstellung eines Produktes ist, besteht die Forderung nach sehr hochwertigen und schadstoffarmen Ersatzbrennstoffen.
Copyright: | © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH |
Quelle: | Ersatzbrennstoffe 3 (2003) (Dezember 2003) |
Seiten: | 10 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Univ.-Prof. DI Dr. mont. Roland Pomberger |
Artikel nach Login kostenfrei anzeigen | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der
Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.
Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.
Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.