Direkte Effekte großer Wasserkraftanlagen auf potamodrome Fischpopulationen - ein Überblick über aktuelle Untersuchungsergebnisse und erfolgsversprechende Minderungsmaßnahmen

Wenn Fische die Turbinen von Wasserkraftanlagen passieren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Verletzungen und Todesfällen kommt. Bezogen auf die Populationen liegen die Mortalitätsraten an größeren Kaplanturbinen für die meisten Arten und Stadien jedoch im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Messbare Auswirkungen auf potamodrome Fischpopulationen sind daher wahrscheinlich eher die Ausnahme und wurden bisher auch nicht dokumentiert. Habitatmaßnahmen sind eine vielversprechende Möglichkeit, um den Kontakt mit Turbinen zu reduzieren und die verbleibende Mortalität zu auszugleichen.

Fische können an Kraftwerken bei der Abwärtswanderung geschädigt und getötet werden, sei es beim Turbinendurchgang, beim Wehrüberfall, bei der Rechenpassage oder bei der Passage durch Fischabstiegseinrichtungen. Auf Grund der potenziell hohen Schädigungen in Turbinen konzentrierte sich die Forschung in den letzten Jahren verstärkt auf die Mortalitätsfaktoren bei der Turbinenpassage. Dabei hat sich gezeigt, dass der direkte Kontakt mit Turbinenschaufeln (Blade-Strike) sowie Druckunterschiede (Barotrauma) die wesentlichen Mortalitätsursachen sind, während Scherkräfte und Turbulenzen zwar Schädigungen verursachen können, aber selten tödlich für die Fische sind. Die meisten Erkenntnisse wurden dabei an Lachs und Aal gewonnen, während nur wenige Untersuchungen an potamodromen Arten durchgeführt wurden. Auch ist die Auswirkung der turbinenbedingten Mortalität von Individuen auf potamodrome Populationen weitgehend unbekannt. Ein Review zu diesem Thema fand keine einzige Studie, die einen Einfluss auf Populationen nachgewiesen hätte.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft Heft 09 (September 2025)
Seiten: 4
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Walter Reckendorfer
Franziska Fechner
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.