Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der Gasmangellage nimmt auch die Aufmerksamkeit für Biogas zu. Sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Potenziale können allerdings nur sehr begrenzt zur Unabhängigkeit von russischem Erdgas beitragen. Aus Biogas gewonnenes Biomethan, das Erdgas in allen Anwendungen ersetzen kann, hat derzeit einen Anteil am Gasmarkt von etwa 1 %. Dieser Anteil kann bis 2030 auf etwa 3 % ausgeweitet werden. Darüber hinaus kann Biogas russisches Erdgas in begrenztem Maße durch die Bereitstellung von Wärme und flexibel erzeugtem Strom ersetzen. Um diese Beiträge zur Energieversorgungssicherheit zu sichern und auszubauen, sollte vor allem die Substratbasis von Energiepflanzen stärker auf biogene Reststoffe und Abfälle umgestellt werden. Darüber hinaus können zusätzliche Anreize für eine weitergehende Flexibilisierung der Stromerzeugung aus Biogas sinnvoll sein.
Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem Rückgang russischer Erdgaslieferungen in die EU haben Biogas und vor allem daraus erzeugtes Biomethan neue Aufmerksamkeit erhalten. Unter anderem sieht der REPower EU Plan der Europäischen Kommission vor, die Biomethanproduktion der EU bis 2030 zu verzehnfachen, um die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu reduzieren. Konkret soll das aktuelle Niveau von etwa 3 Mrd. Kubikmeter auf 35 Mrd. Kubikmeter ausgeweitet werden, auch mithilfe der Aufbereitung des gegenwärtig erzeugten Biogases. Auch in Deutschland wird verstärkt auf vermeintlich umfangreiche Biogas- und Biomethanpotenziale verwiesen, die zur Abmilderung der Gaskrise zusätzlich mobilisiert werden könnten. In der Tat scheint eine stärkere Rolle von Biomasse für die zukünftige Gasversorgung in Deutschland nahezuliegen, da auch unabhängig von der gegenwärtigen Krise die Gasversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden muss. Bei näherer Betrachtung der nachhaltig verfügbaren Biomasseressourcen sind allerdings Zweifel angebracht, ob sich die Biogas- und Biomethanerzeugung in Deutschland substanziell ausweiten lässt.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH |
Quelle: | Biomasse-Forum 2022 (November 2022) |
Seiten: | 10 |
Preis: | € 5,00 |
Autor: | Dr. Harry Schindler Prof. Dr. Ing. Daniela Thrän Martin Dotzauer Dr. Peter Kornatz Prof. Dr. Michael Nelles |
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