Bestimmung der Methanbildung in Deponien und Strategien zur Minderung

Ältere Siedlungsabfalldeponien weisen auch heute noch eine nennenswerte Methanbildung auf, die nur zu einem gewissen Anteil erfasst und behandelt wird. Deponien sind daher weiterhin einer der größten Methanemittenten in der Abfallwirtschaft. Vor diesem Hintergrund werden die unterschiedlichen Vorgehensweisen zur Ermittlung der Methanbildung und die Strategien zur Minderung der Methanemissionen erläutert. Dazu liegen neuere Erkenntnisse zum Gashaushalt und der Kinetik der biologischen Abbauprozesse vor. Zudem wird der Stand der Technik in neuen VDI-Richtlinien und einem bundeseinheitlichen Qualitätsstandard beschrieben. Aufgrund der Klimarelevanz von Siedlungsabfalldeponien gibt es über die Nationale Klimaschutzinitiative Förderprogramme zur Reduzierung von Methanemissionen. Sie beziehen sich auf die optimierte Deponiegasfassung und die Deponiebelüftung.

1 Deponien als Quellen klimarelevanter Methanemissionen

Siedlungsabfalldeponien, wie sie in Deutschland bis zum Jahr 2005 mit überwiegend unvorbehandelten Abfällen betrieben wurden, weisen auch heute noch nennenswerte Emissionen über den Sickerwasser- und Gaspfad auf. Im Deponiegaspfad werden die klimarelevanten Methanemissionen maßgeblich vom Anteil der organischen Abfallfraktionen und den Milieubedingungen für sowohl überwiegend anaerobe als auch aerobe Abbauprozesse geprägt. Laut Nationalem Inventarbericht wurden im Jahr 2019 noch 407.000 Mg Methan in deutschen Deponien produziert, von denen nur 21,5 % ordnungsgemäß gefasst und behandelt wurden [9]. Deponien sind daher weiterhin einer der größten Methanemittenten in der Abfallwirtschaft, da folglich bis zu 78,5 % des Methans diffus in die Atmosphäre entweichen kann. Auch wenn die Methanbildung nach neueren Erkenntnissen vermutlich geringer ist als nach der Prognose im NIR, so zeigt sie doch die Größenordnung der Klimarelevanz und den Handlungsbedarf zur Minderung der unkontrollierten Methanemissionen auf. Schließlich belastet Methan die Atmosphäre über 100 Jahre betrachtet 28-fach stärker als CO2. Im Folgenden werden die unterschiedlichen Vorgehensweisen zur Prognose und Ermittlung der Methanbildung auf Deponien und die Strategien zur Minderung der Methanemissionen erläutert. Dazu liegen neuere Erkenntnisse im Rahmen von Studien und Auswertungen zum Gashaushalt zahlreicher Siedlungsabfalldeponien vor [11].



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 33. Abfall- und Ressourcenforum 2022 (April 2022)
Seiten: 21
Preis: € 10,50
Autor: Dr.-Ing. Kai-Uwe Heyer
Dr.-Ing. Karsten Hupe
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.