125 Jahre hydrometrische Prüfung in Österreich - Braucht es uns noch?

Seit 1896 werden in Wien Fließgeschwindigkeitsmessgeräte kalibriert. Der 125. Geburtstag soll uns Anlass geben zu feiern, doch die Pandemie verwehrt uns gesellschaftliche Zusammenkünfte. Auch die ungewisse Zukunft der hydrometrischen Prüfung in Österreich verhindert einen ungetrübten Rückblick auf Jahrzehnte der Forschung und Kalibrierung. Doch gibt er Antrieb, Ausrichtungen und Entwicklungen in der Hydrometrie zu bewerten, sowie in anbetracht der Globalisierung und der Entwicklung neuer Durchflussmessverfahren zu fragen: Braucht es uns noch?

1 Bedeutung kalibrierter Fließgeschwindigkeitsmessgeräte

Fließgeschwindigkeitsmessgeräte sind nach wie vor wichtige Messmittel, um den Durchfluss in Fließgewässern zu erfassen. Eine direkte Messung des Durchflusses ist bis heute nicht möglich. Der Durchfluss muss immer über andere Messgrößen abgeleitet werden. In einem Pegelprofil eines Gewässers zum Beispiel ermöglicht erst die Geschwindigkeitsverteilung im Querprofil und die zugehörige durchflossene Fläche die Berechnung des Durchflusses. Aus der Bedeutung der Fließgeschwindigkeitsmessung für die Durchflussermittlung ergibt sich die Wichtigkeit, dass die eingesetzten Geschwindigkeitsmessgeräte genau messen. Fehler in der Geschwindigkeitsmessung wirken sich direkt auf den berechneten Durchfluss aus. Die Erfahrungen bei der Kalibrierung von Fließgeschwindigkeitsmessgeräten unterschiedlichster Bauart zeigen, dass jedes Messgerät eine regelmäßig zu wiederholende Kalibrierung oder Kontrolle benötigt, um eine genaue Geschwindigkeitsmessung zu garantieren und damit die Unsicherheiten in der Durchflussberechnung gering zu halten. Dies gilt auch für alle Geräte, die direkt eine Fließgeschwindigkeit anzeigen (Bild 1). Die Kalibrierung von Fließgeschwindigkeitsmessgeräten ist damit eine wichtige Grundlage für die Erfassung genauer hydrographischer Messdaten. Neben dem Durchfluss selbst gilt dies auch für viele weitere aus den Durchflüssen abgeleitete Daten, wie etwa Stofffrachten (Schwebstoffe, Mikroplastik oder verschiedenste chemische und organische Verbindungen). Auch die Ermittlung von Bemessungsabflüssen, wie zum Beispiel eines hundertjährlichen Abflusses, wird von der Genauigkeitder verwendeten Messgeräte beeinflusst. Hier wirkt sich die meist erforderliche Extrapolation über den Messdatenbereich hinaus besonders aus und kann letztlich zu einer Unter- oder Überdimensionierung von Hochwasserschutzmaßnahmen führen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 01 (Januar 2022)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Ing. Silke Kainz
Markus Urbanek
Dipl.-Ing.Dr. Michael Hengl
 
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