Abfallwirtschaft nach dem 1. Juni 2005

Stellen wir uns vor: Durch einen Zeitsprung wären wir 15 Monate weiter und schreiben heute den 20. Juli 2005. Das „magische Datum“ von vor knapp zwei Monaten, der 1. Juni 2005 war kein Endpunkt, wohl aber eine Wende in der Abfallwirtschaft. Das Ziel, eine vollständige Vorbehandlung aller Siedlungsabfälle, wurde zwar mühsam aber im Wesentlichen erfolgreich erreicht.

Die Siedlungsabfälle werden nun überall in Deutschland in modernen Anlagen der Müllverbrennung, der mechanischbiologischen Behandlung sowie durch Mitverbrennung in industriellen Feuerungsanlagen umweltverträglich entsorgt.
 
In den vergangenen zwei Jahren herrschte Hektik und Betriebsamkeit. Im Frühjahr des Jahres 2005 hatte die LAGA ihre 5. Fortschreibung der Bestandsaufnahme von Abfallmengen und Entsorgungskapazitäten vorgelegt. Die vor Jahresfrist noch auf über 4 Mio. t geschätzte Entsorgungslücke war demnach auf weniger als 200.000 Jahrestonnen geschrumpft. Die Ende des Jahres 2004 fällig gewesene Fortschreibung der Abfallentsorgungsplanung durch die Länder hatte deutlich gemacht, welche Gebietskörperschaften noch Engpässe oder Fehlbedarf hatten; viele von ihnen wurden, um nicht als unfähig oder untätig am Pranger stehen zu müssen, nun zum Handeln bewogen.
 
Entscheidungen deutscher Obergerichte sowie des Europäischen Gerichtshofes hatten zuvor die Rechtmäßigkeit und die Unausweichlichkeit der Vorgaben im deutschen Abfallrecht, insbesondere der Ablagerungs- und der Deponieverordnung bestätigt. Spätestens dann hatten auch die letzten Zauderer noch rasch Verträge zur Mitbenutzung von Entsorgungsanlagen in anderen Regionen Deutschlands abgeschlossen. Diejenigen, die zuletzt kamen, mussten allerdings dafür wegen der knapper werdenden Möglichkeiten deutlich höhere Preise akzeptieren. Die Weitergabe der dadurch unnötigerweise steigenden Müllgebühren an die Bürger wird manchem Landrat vor den nächsten Wahlen schlaflose Nächte bereiten. In einigen wenigen Fällen mussten die Aufsichtsbehörden allerdings Zwangszuweisungen in andere Anlagen vornehmen, weil die Gebietskörperschaft nicht willens oder in der Lage war, die Daseinsvorsorge für ihre Bürger ordnungsgemäß wahrzunehmen.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: 16. Kasseler Abfallforum-2004 (April 2004)
Seiten: 6
Preis: € 3,00
Autor: Dr.-Ing Helmut Schnurer
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Europäische Rechtsvorgaben und Auswirkungen auf die Bioabfallwirtschaft in Deutschland
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Bioabfälle machen 34 % der Siedlungsabfälle aus und bilden damit die größte Abfallfraktion im Siedlungsabfall in der EU. Rund 40 Millionen Tonnen Bioabfälle werden jährlich in der EU getrennt gesammelt und in ca. 4.500 Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelt.

Vom Gärrest zum hochwertigen Gärprodukt - eine Einführung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Auch mittel- bis langfristig steht zu erwarten, dass die Kaskade aus anaerober und aerober Behandlung Standard für die Biogutbehandlung sein wird.

Die Mischung macht‘s - Der Gärrestmischer in der Praxis
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Zur Nachbehandlung von Gärrest aus Bio- und Restabfall entwickelte Eggersmann den Gärrestmischer, der aus Gärresten und Zuschlagstoffen homogene, gut belüftbare Mischungen erzeugt. Damit wird den besonderen Anforderungen der Gärreste mit hohem Wassergehalt begegnet und eine effiziente Kompostierung ermöglicht.