Produktion von Mikroalgen unter Nutzung von Abfällen aus Biogasanlagen

Die Koppelung landwirtschaftlicher Biogasanlagen mit einer Mikroalgenproduktion führt zu einer energie- und klimaeffizienten Nutzung von Abfällen, nämlich Abwärme und AbCO2 aus der Verstromung des Methans im Blockheizkraftwerk. Hinzu kommt, dass keine Teller-Tank-Diskussion zu führen ist, da die Mikroalgenproduktion auch auf devastierten Flächen oder Dächern erfolgen kann. Die Mikroalge Spirulina bietet als nachhaltiges Nahrungs- und Futterergänzungsmittel vielseitige Einsatzzwecke und deutliche
ernährungsphysiologische Vorteile.

Die Sicherung der Energieversorgung und der Klimaschutz auf der einen Seite sowie die Sicherstellung der Ernährung mit Lebensmitteln und Trinkwasser auf der anderen Seite sind die zentralen Problemfelder auf unserer Erde. In den vergangenen Jahren haben sich neben der Nutzung der Sonnenenergie mittels Photovoltaik und Solarthermie, der Geothermie sowie der Wind- und Wasserkraft verschiedene Verfahren zur Erzeugung von Energie und Wärme aus Biomasse etabliert - allen voran die Produktion von Biogas aus Silomais und/oder Grassilage. Alle Verfahren, die erneuerbare Biomasseenergieträger nutzen, sind auf die Primärproduktion durch Photosynthese angewiesen, bei der mit Hilfe von Lichtenergie der Sonne aus Kohlendioxid und Wasser Sauerstoff und Biomasse gebildet werden (so genannte Lichtreaktion).


6 H2O + 6 CO2 + Lichtenergie → C6H12O6 + 6 O2


Erneuerbare Biomasseenergieträger stehen allerdings kritisch in der Diskussion, da sie einerseits wertvolle Böden für die Nahrungsmittelproduktion beanspruchen, andererseits, je nach Kultur und Standortfaktoren, einen hohen Verbrauch an fossilen Energieträgern - bspw. in Form von Düngung, Pflanzenschutz und Bodenbearbeitung
- für die Produktion erfordern. Dies führt letztendlich dazu, dass die Effizienz bei der Produktion erneuerbarer Biomasseträger als gering eingestuft wird, zumal die Erträge durch die Vegetationszeit und die Standortfaktoren wie Wasser, Licht und Nährstoffe begrenzt sind und die Preise für Nahrungs- und Düngemittel von der Flächenkonkurrenz zunehmend beeinflusst werden. Hinzukommt, dass es bei der Produktion von Energie aus Biomasse häufig an geeigneten Wärmenutzungskonzepten mangelt. Das gilt vor allem für dezentrale, von Landwirten betriebene Biogasanlagen, so dass neben einer geringen Energieproduktionseffizienz die Wirtschaftlichkeit der Anlagen vielfach fraglich ist. Das bedeutet, wirtschaftliche und energieeffiziente Biogasanlagen sollten eine Koppelung mit Biomasseproduktionssystemen gewährleisten,
bei denen sowohl die Wärme als auch das entstehende CO2 synergetisch genutzt werden.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 12 (Dezember 2020)
Seiten: 5
Preis: € 10,90
Autor: Prof. Dr. habil. Stefan A. Gäth
Julia Graf
David F. Weil
Dr. Jörg Nispel
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.