Die Replik auf die NABU-Studie zur Entwicklung der energetischen Verwertung bis 2030 spricht gegen einen Rückbau von Kapazitäten
Im September 2019 hat der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) eine Studie über die Kapazität der energetischen Verwertung von Abfällen in Deutschland veröffentlicht.[1] Dieser Studie zufolge wird sich auf der Grundlage bestehender Gesetze der Input in Müllverbrennungsanlagen (MVA)und Ersatzbrennstoff (EBS)-Kraftwerken bis zum Jahr 2030 um über 5 Millionen Megagramm pro Jahr (Mg, a) reduzieren. Bei weitergehenden Vermeidungs- und Verwertungsstrategien könne der Input sogar um 7 bis 9 Millionen Mg/a reduziert werden. Damit würde sich die Entsorgungssituation dramatisch entspannen, so dass sogar Kapazitäten rückgebaut werden könnten. Demgegenüber sprechen die Recyclingverbände der deutschen Abfallwirtschaft (etwa bvse und BDE) sowie die Erzeuger von Gewerbeabfällen derzeit von überquellenden Lagern und drohendem Entsorgungsnotstand. Demnach sei sogardas Recycling gefährdet, wenn nicht mehr thermische Verwertungskapazität bereitgestellt wird. Die Prognosen der NABU-Studie werden deshalb nachfolgend anhand von Daten und Berechnungen überprüft. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass entscheidende Fakten wie etwa eine gleichbleibende Bevölkerungszahl, wachsende Urbanisierung und die weiter steigende konjunkturelle Entwicklung zu gleichbleibenden, gegebenenfalls leicht steigenden Abfallmengen - insbesondere im Gewerbe- führen werden. Auch wird die Reduktion von Restabfällen durch getrennte Erfassung von Bioabfällen und Leichtverpackungen voraussichtlich niedriger ausfallen, als in der Studie angenommen. Das gleiche gilt für die Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung, wo bezweifelt wird, dass die erforderliche Kapazität an Sortieranlagen mit 30 Prozent Recyclingquote bis zum Jahr 2030 zur Verfügung stehen wird. Im Ergebnishalten die die Autoren anders als die NABU-Studie nur eine Reduktion um 3,5 Millionen Mg/a für machbar.
Der Reduktion des Inputs in MVA und EBS-Kraftwerken steht der Kapazitätsabbau bei der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken und bei den Mechanisch-biologischen Anlagen (MBA) gegenüber. In dessen Folge werden neue Verbrennungskapazitäten in Höhe von 3,6 Millionen Mg/a benötigt. Geht man davon aus, dass die Importmengen von EBS gegebenenfalls um 0,5 Millionen Mg/a (Großbritannien) sinken, verbleiben rund 3 Millionen zusätzlich erforderliche Kapazitäten. Berichten der ITAD und einzelner Anlagenbetreiber zufolge werden die thermischen Verwertungsverfahren derzeit am Limit mit zum Teil knapp 100 Prozent gefahren. Nachhaltig ist eine Fahrweise um die 90 Prozent. Damit reduziert sich die zur Verfügung stehende Kapazität um eine weitere Million Mg/a. Sofern der Blickwinkel der Autoren stimmt, reicht die Verringerung der Abfallmenge um 3,5 Millionen Mg bei Umsetzung dergesetzlichen Vorgaben nicht aus, um die 4 Millionen Mg Kapazitätsreduktion zu kompensieren.
Copyright: | © Rhombos-Verlag |
Quelle: | ReSource 2020 - 01 (März 2020) |
Seiten: | 10 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing. Thomas Obermeier Sylvia Lehmann |
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