Die 2-Kammern-Organismenwanderhilfe ist eine neue Technologie, mit der die Fischwanderung bei Querbauwerken sehr einfach, schonend und preiswert ermöglicht werden kann. Aufgrund der konstruktiven Ausführung wird ein Betrieb mit geringen Dotationen oder die Nutzung der Leitströmung möglich. Folgender Bericht stellt die Umsetzung der beiden Pilotanlagen an der Alm und am Aschacharm sowie die ersten erzielten Monitoringergebnisse vor.
1 Beschreibung der Technologie
Bei der Technologie der 2-Kammern-Organismenwanderhilfe handelt es sich um eine neue Fischschleuse. Durch die patentierte hydraulische Verschaltung und Betriebsweise der beiden Schleusenkammern wird eine kontinuierliche Zugänglichkeit zur Fischaufstiegsanlage (FAA) vom Ober- und Unterwasser ermöglicht, somit zeitgleich Fischauf- und Fischabstieg.Die innovative Fischschleuse wird seit 2016 entwickelt. 2017 wurden erste praktische Untersuchungen an einer Versuchsanlage durch die Universität für Bodenkultur Wien durchgeführt. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden bereits im Beitrag von Mayrhofer [1] vorgestellt. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse wurde 2018 die Fishcon GmbH in Linz gegründet, welche sich mit der Weiterentwicklung der 2-Kammern-Organismenwanderhilfe und dem Vertrieb der Technologie beschäftigt.
1.1 Aufbau und Funktion
Die 2-Kammern-Organismenwanderhilfe besteht aus zwei Kammern mit Verschlussorganen zum Oberwasser und Unterwasser, einem Rohrbogen, der die Kammern verbindet, und einer Turbine bzw. Drosselvorrichtung, welche sich in diesem Verbindungsrohr befindet. Um das Einschwimmen von Organismen in das Verbindungsrohr zu verhindern, werden beidseitig Feinrechen angeordnet. Der Boden der Kammern wird mit einer rauen Sohle ausgeführt, um die Strömungsgeschwindigkeit in Bodennähe zu reduzieren und schwimmschwachen Organismen die Wanderung zu ermöglichen.
Die Verschlussorgane der 2-Kammern-Organismenwanderhilfe, welche sich unter den Wasserspiegeln befinden, werden so angesteuert, dass immer eine Kammer zum Oberwasser und die andere Kammer zum Unterwasser hin geöffnet sowie für Organismen zugänglich ist (Bild 1). Nach Ablauf eines Zeitintervalls erfolgt eine neue Ansteuerung der Verschlussorgane, so dass die zuvor zum Oberwasser hin geöffnete Kammer nun zum Unterwasser hin geöffnet ist und die zweite Kammer zum Oberwasser. Organismen, die in die Kammern eingetreten sind, können somit vom Unterwasser in das Oberwasser gelangen bzw. vom Oberwasser in das Unterwasser. Zum Leiten der Organismen wird eine Leitströmung vorgesehen, die vom Oberwasser eintritt, durch das Verbindungsrohr fließt und dann in das Unterwasser austritt. Im Verbindungsrohr befindet sich eine Turbine, welche elektrische Energie bereitstellt und den Durchfluss begrenzt, so dass optimale Strömungsgeschwindigkeiten vorliegen. Falls die Begrenzung des Durchflusses mit einer Drossel anstatt Turbine erfolgt, kann in vielen Fällen die Leitströmung gegenüber herkömmlichen FAA reduziert werden.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | MSc Bernhard Mayrhofer Dr. Alkisti Stergiopoulou |
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