Durch die veränderten Rahmenbedingungen stellt sich die Frage der zukünftigen Entsorgungssicherheit der Klärschlämme. Für Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von mehr als 50.000 Einwohnwerten ist die Klärschlammverbrennung zukünftig vorgeschrieben. Die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen stellt hinsichtlich der Nährstoffrückgewinnung eine Alternative zur landwirtschaftlichen Verwertung dar.
Die am 3. Oktober 2017 in Kraft getretene Abfallklärschlammverordnung (AbfKlärV) führt zu einer Neuausrichtung der Klärschlammverwertung in Deutschland. Zudem machen die Neufassung sowohl des Düngegesetzes als auch der Düngemittelverordnung den landwirtschaftlichen Klärschlammeinsatz fast unmöglich. Die Einschränkung der bodenbezogenen Klärschlammausbringung führt zu einem Anstieg der thermischen Klärschlammverwertung. Nach vorliegenden Schätzungen wird die Menge des Klärschlamms zur Monoverbrennung bis zum Jahr 2032 auf über 1,2 Mio. Jahrestonnen ansteigen [2]. Die aktuellen Verbrennungskapazitäten in Deutschland decken aber nur etwa die Hälfte dieser Mengen ab [8]. Die Verknappung der Verbrennungskapazitäten in Deutschland und der daraus resultierende Anstieg der Verbrennungskosten zwingen Kläranlagenbetreiber zum Handeln.
Seit dem Inkrafttreten der Abfallklärschlammverordnung beschäftigen sich viele Kläranlagenbetreiber und Schlammentsorger verstärkt mit der Suche nach möglichen Alternativen zur bodenbezogenen Klärschlammverwertung sowie mit Verfahren zur Nährstoffrückgewinnung. Bis zum Jahr 2023 müssen Kläranlagenbetreiber einen Bericht darüber vorlegen, welche Maßnahmen sie hinsichtlich der Phosphorrückgewinnung beabsichtigen und wie sie die weitere Klärschlammentsorgung gestalten werden [1]. Die zeitnahe Umsetzung von aussichtsreichen sowie zukunftsorientierten Konzepten zur Lösung des Klärschlammentsorgungsnotstands ist daher dringend erforderlich.
Im Ausland überwiegt derzeit noch die stoffliche Klärschlammverwertung. Der von Deutschland gewählte Weg, aus der bodenbezogenen Verwertung von Klärschlamm auszusteigen, hat in einigen Ländern zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit bei der Nutzung des Klärschlamms als Ressource geführt. Durch den international ansteigenden Nachhaltigkeitsgedanken und den zunehmenden Umweltansprüchen ist ein Ausbau der thermischen Klärschlammverwertungskapazitäten weltweit zu erwarten. Neben Deutschland beschäftigen sich auch andere Länder wie beispielsweise Österreich und Norwegen bereits mit dem Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Klärschlammentsorgung und einem verstärkten Phosphorrecycling. Die energetische Verwertung von Klärschlamm wird künftig eine immer größere Bedeutung bei der Klärschlammbehandlung einnehmen [3].
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasser und Abfall 11 - 2019 (November 2019) |
| Seiten: | 9 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Sonja Wiesgickl Harald Plank |
| Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
| Artikel weiterempfehlen | |
| Artikel nach Login kommentieren | |
Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.