Beim Bau der Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm werden zahlreiche Tunnelabschnitte erstellt, die verschiedene Gesteinsschichten des Braunen, des Schwarzen und des unteren Weißen Juras durchfahren. Diese Schichten enthalten aufgrund ihrer Genese und ihres geochemischen Milieus das Mineral Pyrit. In den angetroffenen Formationen ist das sulfidische Mineral Pyrit über geologische Zeiten stabil. Insoweit erbrachte die Bodenuntersuchung in der Planungsphase der Trasse keine Auffälligkeiten. Nach dem Ausbruch jedoch und bei einer offenen Lagerung oxidiert Pyrit unter dem Einfluss der Atmosphärilien und bildet als Oxidationsprodukt Sulfat.
Im Zuge des Tunnelbaus fallen allein am Albvorlandtunnel etwa 20.000 bis 30.000 t Erdaushubmaterial pro Tag an. Hinzuzurechnen sind die Materialien des Boßlertunnels. Dies ist ein deutliches Vielfaches im Vergleich zu einem Anfall von 70 t Erdaushub pro Tag, der im Durchschnitt in jeder Gemeinde Baden-Württembergs statistisch anfällt. In Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft Prof Czurda und Partner (ICP) hat das Umweltministerium daher am 07.04.2017 über den so genannten PYRITERLASS Hinweise für die Verwertung dieses Materials veröffentlicht.
Dabei hat sich die Verwertung von Bodenaushubmaterial an der Verwaltungsvorschrift für die Verwertung von als Abfall eingestuftem Bodenmaterial vom 14. März 2007 (VwV Boden) als maßstabsbildende Anforderung zu orientieren. Nach Ziffer 3 der VwV Boden sind Ausnahmen von den dort genannten Anforderungen möglich, wenn im Einzelfall der Nachweis erbracht wird, dass durch geeignete Maßnahmen oder weitergehende Anforderungen das Wohl der Allgemeinheit - gemessen an den Zielen der VwV Boden- nicht beeinträchtigt wird.
Die Hälfte der 60 km langen Neubaustrecke führt durch 9 Tunnel, ansonsten folgt sie in enger Bündelung der parallelen A8. Dabei fallen bei den Tunnelbaumaßnahmen ca. 10 Mio. t Tunnelausbruchmaterial an. Davon sind nach derzeitiger Schätzung 6,5 Mio. Tonnen pyrithaltig.
Das pyrithaltige Tunnelausbruchmaterial betrifft zum einen den Albvorlandtunnel und zum anderen den Boßlertunnel, die beide mit Tunnelvortriebsmaschinen aufgefahren werden.
Der Albvorlandtunnel (8,2 km) liegt in den Gemarkungen Wendlingen, Kirchdorf und Dettingen unter Teck und durchquert den Unteren und Mittleren Schwarzjura.
Copyright: | © Universität Stuttgart - ISWA |
Quelle: | Deponieforum 2018 (März 2018) |
Seiten: | 11 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing. Katrin Schumacher Dipl.-Ing. Thomas Mußotter Dr. Dipl.-Geol. Thomas Egloffstein |
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