Mit Illusionen hinters Licht geführt: Biologisch abbaubare Verpackungen und Einwegprodukte sind ein Irrweg

Die Kompostierung von Verpackungen und Einwegprodukten aus biologisch abbaubaren Wertstoffen stellt keinen geeigneten Weg für die Entsorgung derartiger Abfälle dar. Diese fachliche Wahrheit muss offen und ehrlich kommuniziert werden. Vermeintliche oder befürchtete Akzeptanzprobleme der energetischen Verwertung oder der thermischen Behandlung dürfen kein Grund dafür sein, diese Produkte mit ihrer biologischen Abbaubarkeit zu bewerben. Vielmehr sollten sie umweltverträglich entsorgt werden.

Foto: M. Boeckh (26.03.2018) Regelmäßig wird mit Umweltargumenten dafür geworben, Verpackungen und Einwegprodukte aus biologisch abbaubaren Werkstoffen (BAW-Produkte) herzustellen und über die Kompostierung in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Aus Sicht der Abfallwirtschaft ist der Einsatz von BAW-Produkten jedoch nur dort sinnvoll, wo die Eigenschaft 'biologisch abbaubar' einen tatsächlichen Produktnutzen darstellt, der deren Entsorgung entbehrlich macht ('Produkte ohne Entsorgungserfordernis'). Dieses gilt insbesondere für Produkte, die im oder auf dem Boden verbleiben sollen (und können) und deren Erfassung mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Beispiele sind Bändchen, Folien und Spritzgussartikel für den Gartenbau sowie für die Land- und Forstwirtschaft.
In Anwendungsbereichen mit Entsorgungserfordernis besitzen BAW-Produkte gegenüber solchen aus herkömmlichen Kunststoffen keine abfallwirtschaftlichen Vorteile. Bei Verpackungen und Einweggeschirr konkurrieren sie außerdem mit Mehrwegsystemen und der Forderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) nach Abfallvermeidung (oberste Stufe der Abfallhierarchie). Bei den Verbrauchern wird nämlich der Eindruck erweckt, dass derartige (Einweg-)Produkte aufgrund der 'Rückführung in den natürlichen Kreislauf' mit gutem Gewissen weggeworfen werden dürfen und dieses scheinbar ohne Folgen für die Umwelt bleibt. Auch die Erfolge, die bei öffentlichen Veranstaltungen durch die Einführung von Mehrwegsystemen erzielt wurden werden durch den Einsatz von Einwegprodukten gefährdet, denen aufgrund der Kompostierbarkeit ein scheinbar positives Öko-Image zugesprochen wird.
Eine vergleichende Ökobilanz, die im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Fußballeuropameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz für unterschiedliche Bechersysteme erstellt worden ist, führt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass...

Unternehmen, Behörden + Verbände: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Hannover), BDE - Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V., Umweltbundesamt (UBA), Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.
Autorenhinweis: Heinz-Ulrich Bertram, Hannover
Foto: M. Boeckh



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 1 - März 2018 (März 2018)
Seiten: 5
Preis: € 6,00
Autor: Dr.-Ing. Heinz-Ulrich Bertram
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.