Editorial: Positives zum Schluss

Eigentlich wollten wir uns in diesem Editorial ausführlich dem Samsung-Skandal widmen und den vielen Tonnen Elektroschrott, die mit der Rückrufaktion des Smartphone Note 7 produziert wurden. Und wir wollten einmal mehr den Trend kommentieren, der allen Appellen zuwider läuft, endlich die Akkus aus Smartphones so zu konstruieren, dass auch der Nutzer sie wechseln kann. Aber Samsung ist nur eines von vielen Beispielen, wie das Thema Ökodesign und Recyclingfreundlichkeit von der Industrie ignoriert werden. Es bleibt im Fall Samsung nur die Hoffnung, dass die Millionen von Handys sich nicht eines Tages auf der berüchtigten Müllkippe von Accra in Ghana wiederfinden.

Foto: B. Weidlich(11.11.2016) Widmen wir uns den positiven Dingen, die die Entsorgungsbranche zu vermelden hat.
Für zwei der ganz großen Probleme zeichnen sich spannende Lösungswege ab. Da wäre zum einen das Thema Mikroverunreinigung. Die so genannte vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen ist längst über das Versuchsstadium herausgewachsen. 22 Anlagen gibt es bereits europaweit. Wir halten das Thema für derart wichtig, dass wir uns diesem sowohl im vorliegenden Heft in einem Themen- Special widmen als auch in der ersten Ausgabe des kommenden Jahres. Die Belastung unserer Abwässer nimmt massiv zu - mit Antibiotika, Hormonen und Nanopartikel. Dass diese Abwasserbelastung früher oder später über das Ökosystem wieder auf uns zurück fällt, ist keine neue Erkenntnis. Es bleibt allerdings im Augenblick nur die klassische 'End-ofpipe'- Lösung, also die Reinigung das Abwassers in der Kläranlage. Natürlich wäre die Ursachenbekämpfung an der Quelle sinnvoller. Aber wer möchte auf seine Schmerzmittel, die Antibaby-Pille oder seine Sonnencreme verzichten? Man darf gespannt sein, ob und wie es die Hersteller schaffen, kritische Produkte, die das Abwasser belasten, zu ersetzen. Die Betreiber von Kläranlagen tun gut daran, sich rechtzeitig mit den Techniken und Technologien der 4. Reinigungsstufe vertraut zu machen; es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Europäische Wasserrahmenrichtlinie entsprechend nachgebessert wird und Deutschland eine Nachrüstpflicht für Kläranlagen erlässt - so wie die Schweiz, die seit diesem Jahr alle Kläranlagen nachrüstet, was im übrigen dort der Steuerzahler finanziert...

Autorenhinweis: Martin Boeckh, Redaktionsleiter ENTSORGA-Magazin
Foto: B. Weidlich



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 11/12 - November 2016 (November 2016)
Seiten: 1
Preis: € 0,00
Autor: Martin Boeckh
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.