Entwicklung eines Wollhandkrabben-Leitsystems für Fischaufstiegsanlagen

Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) bildet seit ihrer Einführung Anfang des 20. Jahrhunderts in vielen westeuropäischen Flüssen stabile Populationen. Jährlich finden aus den Estuaren stromaufwärts gerichtete Massenwanderungen juveniler Exemplare statt, die im Falle des Doppelschlitzpasses Geesthacht die Monitoringeinrichtungen verstopfen und so deren Funktion beeinträchtigen. Aufbauend auf ethohydraulischen Untersuchungen wurde ein Wollhandkrabben-Leitsystem entwickelt und erfolgreich getestet, das den Krabben die Einwanderung verwehrt und sie aus der Anlage ausleitet.

1960 wurde das Elbe-Wehr bei Geesthacht in Betrieb genommen, welches rund 140 Flusskilometer oberhalb der Mündung in die Nordsee liegt. Am linken Ufer des Wehres befindet sich ein Umgehungsgerinne, das seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1998 nicht nur von Fischen, sondern auch von Wollhandkrabben in sehr hoher Anzahl genutzt wird. Vor Allem in den Frühjahrsmonaten sind dort Massenwanderungen von Wollhandkrabben zu beobachten. Am Nordufer des Wehres wurde im Jahr 2010 von der Vattenfall Europe Generation AG eine weitere Fischaufstiegsanlage in Form eines Doppelschlitzpasses errichtet und in Betrieb genommen. Seither führt das Institut für angewandte Ökologie dort ein tägliches fischökologisches Monitoring durch, wobei ebenfalls umfangreiche Migrationen von Wollhandkrabben zu verzeichnen sind. Begünstigt durch das aus geschüttetem Material aufgebaute, vom Unterwasser unterbrechungsfrei über die gesamte Anlage bis ins Oberwasser reichende Sohlenmaterial, finden die Massenwanderungen dieser Tiere teilweise in solch großem Umfang statt, dass die Funktionalität der Fischaufstiegsanlage und deren Monitoringeinrichtungen gefährdet werden. Die eingesetzten Fanggeräte können dann vollständig mit Wollhandkrabben ausgefüllt sein. Die gefangenen Fische werden dabei durch Kontakt mit den harten Panzern und Scheren der Krabben teilweise schwer verletzt oder gar getötet. Im Doppelschlitzpass betrifft dies nicht nur die Fanganlage zum Nachweis aufwandernder Fische, sondern auch die Monitoringstation der zusätzlich dort installierten Aalleitern.  



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 07-08/2016 (August 2016)
Seiten: 5
Preis: € 10,90
Autor: Eduard Ballon
Dr. Beate Adam
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Europäische Rechtsvorgaben und Auswirkungen auf die Bioabfallwirtschaft in Deutschland
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Bioabfälle machen 34 % der Siedlungsabfälle aus und bilden damit die größte Abfallfraktion im Siedlungsabfall in der EU. Rund 40 Millionen Tonnen Bioabfälle werden jährlich in der EU getrennt gesammelt und in ca. 4.500 Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelt.

Vom Gärrest zum hochwertigen Gärprodukt - eine Einführung
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Auch mittel- bis langfristig steht zu erwarten, dass die Kaskade aus anaerober und aerober Behandlung Standard für die Biogutbehandlung sein wird.

Die Mischung macht‘s - Der Gärrestmischer in der Praxis
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2025)
Zur Nachbehandlung von Gärrest aus Bio- und Restabfall entwickelte Eggersmann den Gärrestmischer, der aus Gärresten und Zuschlagstoffen homogene, gut belüftbare Mischungen erzeugt. Damit wird den besonderen Anforderungen der Gärreste mit hohem Wassergehalt begegnet und eine effiziente Kompostierung ermöglicht.