Klimabilanzielle Betrachtungen vor dem Hintergrund sich ändernder Substratzusammensetzungen

Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) sind als landeseigene Anstalt öffentlichen Rechts für die Abfallentsorgung und Reinigung einer Fläche von 890 km2 mit 3,4 Mio. Einwohnern verantwortlich. Im Rahmen der Sammlung (400.000 aufgestellte Abfallbehälter) werden rund 19 Mio. Entleerungen pro Jahr durchgeführt. Als Bürgerservice gibt es in Berlin 15 Recyclinghöfe und 6 Schadstoffsammelstellen, auf denen rund 150.000 t Abfall bei rund 2,8 Mio. Kundenbesuchen pro Jahr) angeliefert werden.

Auf den Recyclinghöfen wird in rund 20 verschiedene Wertstoffe und 35 Schadstoffgruppen unterschieden. Davon sind 3 Abfallfraktionen biogener Natur. Es sind die Fraktionen Altholz, Baum- und Strauchschnitt sowie Laubsack. Am Jahresanfang werden in Berlin knapp 400.000 Weihnachtsbäume eingesammelt. Ein besonderer Service ist die Sperrmüllabfuhr direkt beim Bürger. Die Reinigung von Straßen und Gehwegen umfasst rund 1,5 Mio. Kilometer, rund 4,9 Mio. Abfallkorbentleerungen sowie 260.000 Gullyreinigungen. Das ganzjährig eingesammelte Laub hat ein Volumen von rund 100.000 m3. Hinzu kommen die Beseitigung illegaler Ablagerungen und der umfangreiche Winterdienst.

In der Vergangenheit wurden diese unterschiedlichen Abfallfraktionen nicht primär bezüglich ihrer Potenziale für die Bioabfallvergärung und Gasnutzung betrachtet. Dies hat sich inzwischen geändert. Durch den Beschluss des Abgeordnetenhauses, vom 6.12.2007, wurden die BSR verpflichtet, durch energetische Nutzung den ökologischen Wert der getrennt gesammelten Abfälle maßgeblich zu steigern. Am 20.8.2010 wurde diese Verpflichtung zum Bau einer Vergärungsanlage im Abfallwirtschaftskonzept des Landes Berlin konkretisiert.

Seit März 2013 betreiben die Berliner Stadtreinigungsbetriebe nun die neu errichtete Biogasanlage und nutzen das erzeugte Biogas als Treibstoff für 150 erdgasbetriebene Abfallsammelfahrzeuge. Bei diesem Anlagenkonzept stand die Minderung von Treibhausgasen, im wirtschaftlichen Rahmen, an oberster Stelle. Die im Genehmigungsverfahren prognostizierten Einsparungen an CO2-Emissionen sind in eine Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin eingegangen.



Copyright: © TU Dresden - Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Quelle: 10. Biogastagung: Anaerobe Biologische Abfallbehandlung (September 2015)
Seiten: 12
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Ing. Wilhelm Winkelmann
Dr. rer. nat. Karsten Kanning
 
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