Fremdwasser in Kanalisationsnetzen: Keine Sanierung, wenn das Grundwasser steigt?

Rund zwei Milliarden Kubikmeter Fremdwasser belasten jährlich Deutschlands Kanalnetze und Kläranlagen. Hydraulisch überlastete Netze führen zur Verschmutzung von Oberflächengewässern, hydraulisch überlastete Kläranlagen leiden unter reduziertem Wirkungsgrad. Die Fremdwasserfracht stammt überwiegend aus undichten Abwasser-Kanalisationsnetzen. Der RSV - Rohrleitungssanierungsverband e. V. nimmt deshalb eine aktuelle Veröffentlichung des Umweltbundesamtes (UBA) zu diesem Thema zum Anlass, auf die ungebrochene Bedeutung konsequent realisierter Kanalsanierungsprogramme hinzuweisen.

In deutschen Kanalisationsnetzen fließen derzeit viererlei Wasser in Richtung Kläranlage ab: Neben dem durch vielfältige Nutzung verunreinigten Schmutzwasser, Niederschlagswasser von befestigten Flächen sowie Mischwasser tritt immer häufiger auch unverschmutztes Oberflächen- und Grundwasser in den Abwasserrohren in Erscheinung.

Die Auseinandersetzung mit diesem Fremdwasser ist inzwischen zu einer zentralen Herausforderung für die Abwasserwirtschaft geworden, da es im Betrieb der öffentlichen Abwasserinfrastruktur erhebliche technische Probleme aufwirft und überdies zu einer fallweise dramatischen Steigerung der Betriebskosten der Abwasserentsorgung führt. Im Extremfall ist ein geordneter und wirtschaftlicher Betrieb der Abwasseranlagen aufgrund des Fremdwasseranteils bzw. -volumens nicht mehr möglich und die Funktionalität und Ökonomie des gesamten Systems infrage gestellt. Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt die Studie 'Kanalabdichtungen - Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlagen und der Einfluss auf den örtlichen Wasserhaushalt' in Auftrag gegeben und 2015 veröffentlicht. Die vom IKT - Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH (Gelsenkirchen) erarbeitete Studie begründet einerseits die Dringlichkeit der Fremdwassersanierung von Kanalnetzen, thematisiert aber andererseits auch denkbare Risiken der Kanalsanierung, von eventuellen Schadstoffen in Kanalsanierungswerkstoffen bis hin zum (logischerweise eintretenden) Wiederanstieg des Grundwasserspiegels nach der Sanierung und dessen Folgen für die örtliche Bausubstanz.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 09 - 2015 (September 2015)
Seiten: 6
Preis: € 6,00
Autor: Dipl.-Ing. Ulrich Winkler
 
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