Sich den Realitäten stellen: Rückblick auf die 13. Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz 2015

Klimaschutz und Ressourcenschutz - die beiden Begriffe prägen jede Diskussionen in der Entsorgungsbranche und waren demnach auch das Leitmotiv der diesjährigen Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz. Während die EU-Gesetzgebung besonders den europäischen Nachbarstaaten immer ambitioniertere Ziele im Recycling vorgibt, muss sich die deutsche Entsorgungsindustrie mehr denn je den wirtschaftlichen Realitäten stellen. Und die technologischen Herausforderungen werden dabei nicht geringer.

Foto: M. Boeckh(17.03.2015) Als Prof. Dr.-Ing Karl J. Thomé-Kozmiensky die 13. Auflage der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz eröffnete, warteten über 50 Fachvorträge auf die rund 470 Teilnehmer, die sich zwei Tage lang intensiv dem Thema Abfallbehandlung mit Schwerpunkt auf Verbrennung widmeten. Gerne wird die jährlich stattfindende Konferenz auch als 'Klassentreffen der Verbrenner' bezeichnet, und so wurde besonders intensiv der europäische Markt und seine Relevanz für die deutsche Entsorgungswirtschaft diskutiert. Karl-Heinz Müller, Chief Operating Officer der EEW Energy from Waste GmbH, Helmstedt, zitierte Zahlen von 1,5 Mio. Tonnen Hausmüll, die aus dem europäischen Ausland bereits in Deutschland verbrannt würden, meldete aber selbst Zweifel an diesen Zahlen an. 400.000 bis 500.000 Tonnen hält er dabei für wesentlich realistischer, da die vereinbarten Chargen in der Realität nur selten ausgenutzt würden. Dennoch sei eine wachsende Bedeutung der Abfallimporte für die deutsche Abfallindustrie nicht zu leugnen.
In Deutschland, so stellte BDE-Präsident Peter Kurth fest, seien ausreichende thermische Behandlungskapazitäten vorhanden; das zeigten die Entsorgungspreise, die im vergangenen Jahr auf 35 bis 80 Euro pro Tonne je nach Abfallart, Anlage und Region gesunken seien. 'Bei solchen Preisen ist ein qualifiziertes Recycling nicht mehr möglich; aber auch Verbrennungsanlagen könnten damit auf Dauer nicht wirtschaftlich betrieben werden', so Kurth. Angesichts langfristig sinkender Müllmengen müssten die frei werdenden Kapazitäten dafür genutzt werden, Müll aus dem europäischen Ausland zu entsorgen...

Unternehmen, Behörden + Verbände: TK Verlag
Autorenhinweis: Martin Boeckh
Foto: M. Boeckh



Copyright: © Deutscher Fachverlag (DFV)
Quelle: Nr. 03 - März 2015 (März 2015)
Seiten: 1
Preis: € 0,00
Autor: Martin Boeckh
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.