Hygienisierung von Rindergülle durch einen thermophilen Biogasprozess

Gärreste sind flüssige oder feste Rückstände aus der Vergärung von Biomasse in einer Biogasanlage. Nach der neuen deutschen Rechtsgrundlage (Erneuerbare- Energien-Gesetz: EEG 2012), sollte die Verwendung von Mais oder anderen nachwachsenden Rohstoffen in Anlagen zur Methanproduktion reduziert werden (bis zu 60 % w/w Mono-Substrat). Daher wurde die Beimischung von Gülle attraktiver und wurde durch das EEG 2012 zusätzlich vergütet. Die Verwendung von unbehandelter Gülle als organischer Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen führt jedoch zu einem geschlossenen Kreislauf. Es können daher möglicherweise Krankheitserreger in die Umwelt gelangen. Dabei zeigten Arbeiten von Lebuhn, Philipp und Hölzle, dass bereits mesophil betriebene Biogasanlagen zu einer Abnahme von Enterobakterien und Enterokokken um mehrere Zehnerpotenzen führen können, auch wenn Langzeitstudien an einer realen Biogasanlage noch nicht publiziert sind.

Das Ziel des Projektes war es, die Wirksamkeit einer Co-Hygienisierung der Gülle durch thermophile anaerobe Vergärung (Temperatur > 50 °C) ohne einen zusätzlichen Hygieneschritt zu prüfen. Die untersuchte thermophile Biogasanlage bestand aus drei gleichen, parallel betriebenen Fermentern, die mit über 68 % Rindergülle beschickt wurden. Weitere Substrate waren Mais, Rindermist und Grassilage. Die Temperaturen der Fermenter F1 und F2 lagen dabei bei 51 °C und 53 °C als konstante Referenz, F3 wurde schrittweise von 51 °C auf 59 °C angehoben (derzeit). Die Untersuchungen wurden traditionell mit mehreren Spezialnährböden durchgeführt und auf folgende pathogenen Mikroorganismen qualitativ und quantitativ analysiert: Enterokokken (z.B. E. faecalis), coliforme Bakterien, E. coli und Salmonellen. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Reduktion der hygienerelevanten Keime wenigstens um den Faktor 1000 durch eine thermophile Fermentation. Coliforme Bakterien inkl. E. coli verschwanden sogar im Fermenter unter die Nachweisgrenze.



Copyright: © Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Universität Rostock
Quelle: 8. Rostocker Bioenergieforum (Juni 2014)
Seiten: 5
Preis: € 0,00
Autor: Sandra Off
Prof. Dr. Paul Scherer
 
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