An Triebwerken werden Fische durch Turbinen- oder andere Anlagenteile in erheblichem Umfang geschädigt oder getötet. Der deutsche Gesetzgeber hat im Hinblick auf europäische Schutz- und Erhaltungsziele darauf reagiert, indem er Maßnahmen zum Schutz der Fischpopulation v. a. an Wasserkraftanlagen fordert. Der für den Vollzug erforderliche Stand der Technik ist aktuell als unzureichend zu bezeichnen. Daraus ergeben sich sowohl für Betreiber als auch Behörden Rechtsunsicherheiten v. a. im Hinblick auf Anlagen-Genehmigungen.
Um Spannungen zwischen verschiedenen Lagern abzubauen und nach gemeinsamen Lösungswegen zu suchen, wurde 2012 auf Bundesebene das Forum Fischschutz initiiert. Als bisherige Resultate interdisziplinärer Arbeitsgruppen wurden die Notwendigkeit grundliegender Untersuchungen zum Fischverhalten und der Erprobung von Fischschutz-Techniken und -Konzepten auf einer methodisch standardisierten Basis festgehalten. Sowohl Naturschutz als auch Fischerei bringen sich zum Schutz und Erhalt der heimischen Fischfauna gerne in den erforderlichen Dialog ein.
'Durch diese hohle Gasse muss er kommen!'
Das Zitat aus Friedrich Schillers Drama 'Wilhelm Tell' ist nicht nur im Hinblick auf den Verlauf der Szene, sondern auch für den Fischabstieg an Wasserkraftanlagen 'treffend'.
Denn wollen Fische in einem Fließgewässer längere Distanzen zurücklegen, so stehen ihnen in unserer Kulturlandschaft allerhand Wasserkraftanlagen im Weg [3]. Gerade bei stromabgerichteten Wanderungen ist dies problematisch. Denn in der Regel wird der Löwenanteil des ankommenden Abflusses in den Triebwerken energetisch genutzt. Dem Fisch, der explizit an das Medium Wasser gebunden ist, bleibt für den Abstieg bisher kaum eine Alternative zu dieser 'hohlen Gasse'.
An sich wäre das vielleicht nicht so schlimm, würden Triebwerke und Turbinen die kinetische Energie des durchströmenden Wassers nicht in mechanische Rotations-Energie umwandeln. Auch falsch konzipierte Rechen vor einem Triebwerkseinlauf können - wenngleich in guter Absicht errichtet - Fische schädigen oder töten.
Ähnliches gilt für Wasserentnahmen, bei denen Brauchwasser zu Kühlzwecken o. ä. aus einem Gewässer entnommen wird. Verfügen die Einlaufbauwerke nicht über entsprechende Schutzeinrichtungen, sind einmal hineingelangte Fische häufig Todeskandidaten.
[3] Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (Hrsg.): Fischzustandsbericht. Freising-Weihenstephan, 2013.
| Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
| Quelle: | Wasserwirtschaft 07-08/2014 (August 2014) |
| Seiten: | 6 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Johannes Schnell |
| Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
| Artikel weiterempfehlen | |
| Artikel nach Login kommentieren | |
Barotrauma von Larven und Jungfischen bei der Turbinenpassage
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Mittels einer eigens konstruierten Barotraumakammer wurden unterschiedliche Larven- und Jungfischstadien repräsentativer europäischer Flussfischarten (Äsche, Flussbarsch, Nase, Rotauge) systematisch Druckverläufen ausgesetzt, welche in Turbinen von Laufwasserkraftwerken vorherrschen. Es wurden deutliche art- und stadienspezifische Unterschiede in den Mortalitätstraten festgestellt, wobei vor allem der Entwicklungsstatus und Typ der Schwimmblase einen wesentlichen Einfluss auf die Schädigungen unterschiedlicher Größenklassen und Arten hatte.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.
Die Gesetzentwürfe zur Umsetzung der Renewable Energy Directive (RED III) in deutsches Recht
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Der europäische Gesetzgeber hat Ende 2023 nach umfangreichen Verhandlungen die Novellierung der Erneuerbare- Energien-Richtlinie beschlossen. Die Änderungen durch die Richtlinie (EU) 2023/2413 (REDIII) sollen den beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien fördern, um die Treibhausgasemissionen im Energiesektor zu reduzieren.
Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.
Der Energiespeicher Riedl als Projekt von vorrangigem europäischem Interesse
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2023)
Das Pumpspeicherkraftwerk Energiespeicher Riedl mit einer Leistung von 300 MW befindet sich seit dem Jahr 2012 im Genehmigungsverfahren. Das Vorhaben wurde von der Europäischen Kommission mehrmals auf die unionsweite Liste der Projekte von gemeinsamem Interesse aufgenommen. Damit wird dem Projekt ein Vorrangstatus zuerkannt, der die Erforderlichkeit des Vorhabens in energiepolitischer und klimabezogener Hinsicht begründet.