Im Naturpark Drömling (Sachsen-Anhalt) ergab sich aus dem Verschlechterungsverbot des FFH-Lebensraumtyps (LRT) 6 510 'Magere Flachlandmähwiesen' und der durchgeführten Wiedervernässung zum Erhalt des für ein Niedermoor typischen Torfkörpers ein Zielkon_ ikt. Dieser bestand darin, dass es durch Wiedervernässungsmaßnahmen zu einem irreversiblen Verlust der sich dort während der Entwässerungsperiode etablierten 'Mageren Flachlandmähwiesen' kommen kann. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens wird auf zwei Standorten im Drömling modellhaft untersucht, ob der Erhalt des LRT 6 510 trotz Einleitung von Renaturierungsmaßnamen in Form einer Wiedervernässung möglich ist. Es wurden auf einem Referenz- (A) und einem wiedervernässten Standort (B) die Makronährstoffe in den Böden und die dort aufgewachsene pflanzliche Biomasse analysiert. Begleitend wurden die nach FFH-Richtlinie vorgesehenen Vegetationskartierungen durchgeführt. Die Entwicklung der Vegetation und der dadurch bedingte Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps wurden im Hinblick auf die im Versuchszeitraum erhobenen Nährstoffverhältnisse unter differenzierten hydrologischen Bedingungen ausgewertet. Es wurde festgestellt, dass die Nährstoffe Phosphor und Kalium im Minimum vorlagen und eine abnehmende Tendenz im Versuchsverlauf aufwiesen. Zum Erhalt des LRT 6 510 sind diese Elemente jedoch essentiell; Phosphor und Kalium müssen deshalb dem Boden in Form von Mineraldünger auf der Grundlage des Pflanzenentzuges wieder zugeführt werden. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand ist auf wiedervernässten Standorten der LRT 6 510 langfristig nicht zu erhalten. Es ist mit einer Umschichtung der Vegetation zu einer Flutrasengesellschaft zu rechnen.
Der Naturpark Drömling gehört zum europäischen NATURA-2000-Schutzgebietssystem, umfasst eine Fläche von ca. 27 000 ha und wird durch den Hauptvorfluter Ohre entwässert. Der sachsen-anhaltinische Teil des Drömlings stellt Mitteldeutschlands größtes zusammenhängendes Niedermoorgebiet dar und ist seit 1990 als Naturpark ausgewiesen. Eine im Jahr 1996 vorgenommene Standortinventur ergab, dass sich auf ca. 350 ha der Flächen in diesem Niedermoorgebiet der in der Fauna-Flora-Habitat-Richtline (FFH-RL) ausgewiesene Lebensraumtyp (LRT) 6 510 'Magere Flachlandmähwiesen' herausgebildet hat. Es bestand die Zielstellung, diesen LRT zu erhalten und extensiv landwirtschaftlich als Grünlandstandort zu nutzen. Allerdings ist zum Schutz der im Gebiet noch umfangreich vorhandenen reliktischen Niedermoorböden eine deutliche Erhöhung der Grundwasserstände notwendig. Es existiert demzufolge ein Konflikt zwischen dem Erhalt des schützenswerten LRT 6 510 und der vorgesehenen Renaturierung des noch vorhandenen Niedermoorareals.
In den letzten Jahren wurden bereits mehrfach Untersuchungen über die Auswirkungen von Wiedervernässungsmaßnahmen auf den Stoffhaushalt im Naturpark Drömling durchgeführt. Die Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf die Freisetzung sowie den Transport von Phosphor aus der Fläche in die Entwässerungsgräben während der Anhebung des Grundwasserstandes. Forschungsarbeiten über die standortkundlichen Voraussetzungen zum Erhalt des LRT 6 510 wurden nach dem Kenntnisstand der Autoren bisher nicht vorgenommen. Das Ziel des Beitrags bestand im Nachweis von Nährstoffgehalten im Boden und in der pflanzlichen Biomasse auf zwei LRT-6 510-Standorten, von denen einer unbeeinflusst und der andere 2009 wiedervernässt wurde. Deshalb wurden zunächst die Nährstoffgehalte der pflanzlichen Biomasse nach Pflanzenanalyse zur Berechnung der entzugsorientierten Düngungsmengen herangezogen und mit empfohlenen Düngungsmengen der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt (LLFG) verglichen. Begleitend wurden vegetationskundliche Versuchsergebnisse ausgewertet, um Schlussfolgerungen über die zukünftige Entwicklung dieses LRT im Untersuchungsgebiet zu ziehen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft 03/2014 (März 2014) |
Seiten: | 7 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dipl.-Ing. agr. Stefan Schob Dr. Sabine Bernsdorf Prof. Dr. Ralph Meißner Dr. Holger Rupp Fred Braumann |
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