Das AAV-Modell - Flächenrecycling und Altlastensanierung als gemeinschaftliche Aufgabe von Staat und Wirtschaft

Seit 1989 gibt es in Nordrhein-Westfalen für die Aufarbeitung und Sanierung von mit Altlasten belasteten Flächen eine Zusammenarbeit von Land, Wirtschaft und Kommunen im AAV - Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung. Über mehrere Legislaturperioden hinweg ist ein erfolgreiches Modell für die Zusammenarbeit von privater Wirtschaft und öffentlicher Hand bei Flächenrecycling und Altlastensanierung entwickelt worden. Wirtschaft, Land und Kommunen arbeiten bei der Finanzierung und in den Gremien des Verbandes seit vielen Jahren partnerschaftlich zusammen. Dieses häufig auch als Kooperationsmodell bezeichnete Public-Private-Partnership einschließlich der gesetzlich geschaffenen Figur eines sondergesetzlichen Verbandes zum Flächenrecycling und zur Sanierung von Altlasten ist in dieser Form in Deutschland einzigartig und beispielgebend für eine Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft. Es verwirklicht zugleich das sogenannte Kooperationsprinzip als das dritte grundlegende Prinzip im deutschen Umweltrecht neben dem Vorsorge- und Verursacherprinzip. Der Beitrag stellt das AAV-Modell, seine Entstehung und einige wesentliche Eckpunkte des im Frühjahr 2013 geänderten und am 2.4.2013 im Gesetz- und Verordnungsblatt Nordrhein-Westfalen verkündeten neuen AAV-Gesetzes (AAVG) vor.

Nordrhein-Westfalen hat eine lange industrielle und bergbauliche Tradition. Als eine der ältesten Industrieregionen Europas weisen insbesondere das Ruhrgebiet und die Rheinschiene eine erhebliche Zahl von altlastenverdächtigen Flächen auf. Landesweit stehen mehr als 81.000 Flächen, davon über 33.000 Altablagerungen und über 48.000 Altstandorte wegen ihrer früheren industriellen Nutzung oder als alter Deponiestandort unter einem entsprechenden Altlastenverdacht. Häufig kann kein Verursacher mehr für die Altlastensanierung in finanzielle Verantwortung genommen werden. Insoweit durfte Einigkeit darüber bestehen, dass die Bewältigung, insbesondere die Finanzierung der Sanierung von Altlasten und schädlichen Bodenveränderungen sowie durch sie verursachte Gewässerverunreinigungen, die nach dem Landesbodenschutzgesetz primär zuständigen Kreise und kreisfreien Städte als untere Bodenschutzbehörden längst vor nahezu unüberwindbare Probleme stellt. Insbesondere in Fällen, in denen ein Sanierungsverantwortlicher nach § 4 Abs. 3, 5 oder 6 Bundes-Bodenschutzgesetz zur Durchführung der erforderlichen Maßnahmen nicht herangezogen werden kann oder finanziell nicht oder nur teilweise dazu in der Lage ist, bleiben die Kreise und kreisfreien Städte auf diesen allein nicht bewältigbaren 'Hypotheken' sitzen.



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: Heft 04 - 2013 (November 2013)
Seiten: 7
Preis: € 25,00
Autor: Nikolaus Söntgerath
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.

Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.

Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.