Die Thermodruckhydrolyse - ein alternatives Verfahren zur Klärschlammbehandlung?

Die Thermo-Druck-Hydrolyse wurde bereits in den frühen 40-er-Jahren zur Konditionierung von Klärschlamm untersucht. Ziel der Untersuchungen war es, Zellstrukturen aufzubrechen und den Zellinhalt biologisch verfügbar zu machen. Neben der Erhöhung der Biogasausbeute ergaben sich zusätzlich deutlich verbesserte Entwässerungseigenschaften der Schlämme. Von der Still Otto GmbH wurden die Untersuchungen zur Hydrolyse mikrobieller Biomassen in den späten 80-er-Jahren fortgeführt. Das Verfahren wurde in einer Technikumsanlage erfolgreich bei Hydrolysetemperaturen von bis zu 300°C eingesetzt. Insbesondere bei höheren Temperaturen wurden jedoch auch nachteilige - 139 - Reaktionen festgestellt. Aus firmeninternen Gründen wurden die Untersuchungen Mitte der 90-er Jahre eingestellt. Das ATZ-Entwicklungszentrum hat schließlich die Untersuchungen aufgegriffen und eine weitreichende Erforschung des Verfahrens mit einer Vielzahl verschiedener biogener Reststoffe durchgeführt. Im Ergebnis liegen heute Prozessparameter (Temperaturbereiche, Druckwerte und Verweilzeiten) für diese untersuchten Ausgangsstoffe vor, mit denen eine optimale Steigerung der Biogasproduktion beziehungsweise eine maximal mögliche Verkürzung der Faulzeiten erreicht werden können. Zusammen mit der R. Scheuchl-GmbH wurde das Verfahren zur Serienreife entwickelt und auch im großtechnischen Maßstab realisiert.

Es ist sinnvoll, den im natürlichen Verlauf sehr langsam stattfindenden Prozessschritt der Desintegration und der Hydrolyse durch Einbau eines technischen Hydrolyseschritts zu beschleunigen. Eine technische Hydrolyse kann durch chemische, biologische oder thermische Verfahren realisiert werden. Insbesondere mit dem TDH®-Verfahren ist es möglich, auch problematische Inputstoffe, wie zum Beispiel tierische Nebenprodukte effektiv aufzubereiten, zu hydrolysieren und gleichzeitig zu hygienisieren. Bei allen betrachteten Inputstoffen (Klärschlämme, nachwachsende Rohstoffe, tierische Nebenprodukte) wird mit dem TDH®-Verfahren eine Steigerung des Biogasertrags bei gleichzeitig verkürzter Ausfaulzeit erreicht.
In der Zwischenzeit liegen fundierte Erfahrungen sowohl aus dem Versuchsbetrieb mit tierischen Nebenprodukten als auch aus dem mehrjährigen Produktionsbetrieb verschiedener Anlagen mit nachwachsenden Rohstoffen vor.
 
 



Copyright: © BIUKAT - Bayerisches Institut für Umwelt- und Kläranlagentechnologie e.V.
Quelle: 2. Moosburger Umwelttechnikforum (November 2008)
Seiten: 11
Preis: € 0,00
Autor: Rudolf Stahl
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.

Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.

Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.