Wasserkraft als Sanierungsmotor für hydromorphologische Belastungen?

Im Zuge der vorliegenden Studie wurden 148 potenzielle Wasserkraftstandorte identifiziert, die nicht nur mit geringstmöglicher zusätzlicher Beeinflussung des Ökosystems Fließgewässer auskommen, sondern sogar einen Beitrag zur Sanierung von hydromorphologischen Belastungen leisten können. Durch die integrale Betrachtung von Zustandsverbesserung und Wasserkraftpotenzial eines Standortes können Synergien genutzt werden. Die entstandene Datenbank unterstützt die Entscheidungsfindung und kann für zahlreiche Projekte im Rahmen gewässerökologischer und wasserwirtschaftlicher Fragestellungen verwendet werden.

Die Anforderungen an die Wasserkraft haben sich verändert - von der reinen Nachfragedeckung des stetig steigenden Strombedarfes hin zu Energielösungen, die wirtschaftlich und nachhaltig sowohl für die Gesellschaft als auch für die Umwelt sind. Grundlage dafür sind die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und die Richtlinie zur Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (EE-RL). Diese beiden Richtlinien werden oft im Widerspruch zueinander gesehen. Für die flussbauliche Praxis in Europa ist es jedoch unumgänglich zu verstehen, dass sie sich ergänzen. Die Konferenz der Wasserdirektoren stellt klar, dass sie die Entwicklung der Wasserkraft (als erneuerbare Energiequelle) im Sinne der EE-RL unterstützen und dass diese Entwicklung mit der WRRL vereinbar erfolgen muss. Auch die Ministerialvertreter der Donaukommission fordern einen Diskussionsprozess zur Entwicklung von Leitlinien zur Integration von ökologischen Aspekten in bestehende und künftige Wasserkraftnutzungen. Damit streben beide ein Gleichgewicht zwischen erneuerbarer Energiegewinnung und der Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Qualitäten des Ökosystems Fluss an. Die entstandenen Anforderungen liegen in der Suche nach gemeinsamen neuen Lösungen. Eine solche Lösung zeigt die vorliegende Hypo-Last-Studie (Hydroelectrical Potenzial on Existing Lateral Structures in Austria) auf. Sie ist ein Sondierungsprojekt, welches das energiewasserwirtschaftliche und ökologische Potenzial (Zustandsverbesserung) bestehender Querbauwerke (QBW) aufzeigt (Geschiebesperren, stillgelegte Wehre, Sohlrampen etc. Im Zuge der Studie wurden Projektstandorte identifiziert, die eine bestehende Beeinflussung des Ökosystems Fließgewässer produktiv nutzen und durch die Umsetzung einen Beitrag zur Reduktion von hydromorphologischen Belastungen liefern. Diese Reduktion liegt in der Herstellung der Durchgängigkeit durch eine Fischaufstiegsanlage (FAA) und darf selbstverständlich nicht durch neu hinzukommende Belastungen egalisiert werden.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft 7-8 / 2011 (August 2011)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: DI Alois Lashofer
Werner Hawle
Tim Cassidy
Dipl.-Ing. Michael Pucher
Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.nat.techn. Josef Fürst
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.