Anforderungen an die Verwendung von Gärprodukten

Oftmals reduziert man die Betrachtung der in Deutschland betriebenen Biogasanlagen allein auf die erzeugte elektrische Energie und/oder die produzierte Methanmenge. Die ausgegorenen, meist flüssigen Fermentationsrückstände, auch als Gärprodukte bezeichnet, spielen aus Sicht des Betrachters meist eine untergeordnete Rolle. Diese reduzierte Betrachtungsweise wird der tatsächlichen Funktion dieses Materials im Stoffkreislauf landwirtschaftlicher Erzeugung bei weitem nicht gerecht. Vielmehr handelt es sich bei Gärprodukten um hochwertige organische Düngemittel, die einen erheblichen Beitrag zum Ressourcenschutz und zur Humusversorgung unserer Böden leisten.

 Nach Schätzungen des Fachverband Biogas e. V. sind bis Ende 2011 ca. 7.000 Biogasanlagen in Betrieb. 90 % dieser Anlagen verarbeiten ausschließlich nachwachsende Rohstoffe wie Energiepflanzen und Gülle. In den übrigen 10 % kommen auch biogene Reststoffe, wie z. B. ehemalige Lebensmittel oder Produktionsrückstände aus der Lebensmittelherstellung zum Einsatz. In Summe werden so mehr als 55 Mio. t FM organische Materialien jährlich einem Vergärungsprozess von Biogasanlagen zugeführt. Geht man von einer geringfügigen Massereduzierung durch die anaerobe Behandlung aus, stehen nach Abschluss der Behandlung jährlich über 50 Mio. t FM an Gärprodukten zur Nutzung als organische Düngemittel zur Verfügung. Der überwiegende Teil dieser Nährstoffträger kommt derzeit in der Landwirtschaft zum Einsatz (Abbildung 1). Nach den betriebseigenen Wirtschaftsdüngern wie Gülle und Stallmist (ca. 150 Mio. t jährlich) sind Gärprodukte damit das bedeutendste Düngemittel für die landbauliche Pflanzenproduktion. Gärprodukte können nicht nur in der Landwirtschaft zur Nährstoff- und Humusversorgung angewendet werden. Auch außer landwirtschaftliche Absatzmärkte, wie der Vertrieb über Garten- und Baumärkte, Abgabe an Landschaftsgärtner oder für die Anwendung in Sonderkulturen und Erdenwerken kommen Gärprodukte in Frage. Um die dortigen Qualitätserwartungen zu erfüllen, ist die weitergehende zielgerichtete Aufbereitung der zuerst flüssigen Gärprodukte unbedingte Voraussetzung. Als praxistaugliche Veredelungsverfahren haben sich die Nachrotte von festen Gärprodukten sowie der thermische Wasserentzug über Band- oder Schubbodentrocknern mit optionaler Pelletierung gezeigt.



Copyright: © TU Dresden - Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Quelle: 8. Biogastagung: Biogas aus festen Abfällen und Reststoffen (September 2011)
Seiten: 8
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Andreas Kirsch
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.