Quecksilber wird bei Kohleverbrennung und Abfallverbrennung ins Kesselrauchgas freigesetzt. Alle Varianten der Verbrennung von Kohlen und Abfällen erfordern daher eine wirkungsvolle Quecksilberabscheidung aus den Rauchgasen. Inzwischen wurden Verfahren entwickelt, die dies zu fast 100% ermöglichen, insbesondere die im folgenden näher beschriebene bromgestützte Quecksilberabscheidung. Der vorliegende Beitrag berichtet - aus Zeitgründen - nur über Anwendungen der bromgestützten Quecksilberabscheidung in der Abfallverbrennung.
Die Verfahrensentwicklung zur bromgestützten Quecksilberabscheidung erfolgte in den Jahren 2000 bis 2002 im Hause der CURRENTA GmbH & Co. OHG, wobei auf frühere Veröffentli-chungen verwiesen wird (Vosteen 2002, Vosteen 2003a, Vosteen 2003b und Vosteen 2006a). Seit 2001 erfolgt bei CURRENTA die großtechnische Eigennutzung des Verfahrens, siehe wei-ter unten. In 2002 erteilte CURRENTA der Vosteen Consulting GmbH, Köln, eine weltweit gültige Generallizenz zur Weiterentwicklung und Nutzung des patentierten Verfahrens in allen Berei-chen. Durch Vosteen Consulting GmbH erfolgten dann erste Verfahrensanwendungen außerhalb des BAYER-Umfelds, zunächst ebenfalls im Bereich der Abfallverbrennung, nämlich bei der Klärschlammverbrennung im Großklärwerk Bottrop der Emschergenossenschaft und des Lippe-verbands (EGLV) sowie im Klärwerk Neureut der Stadt Karlsruhe; insgesamt geht es an diesen Standorten um 4 stationäre Wirbelschichtfeuerungen zur Monoverbrennung kommunaler Klär-schlämme. Diese Mono-Verbrennungsanlagen verfügen über nahezu identische Rauchgasreini-gungen (Elektrofilter und zweistufige Rauchgaswäsche mit saurer erster Stufe und neut-ral/alkalischer zweiter Stufe). Sie wurden in 2004 (Bottrop) bzw. 2007 (Karlsruhe-Neureut) von dem vor Quenche eingedüsten, teuren Oxidationsmittel Natriumchlorit (NaClO2) auf Brom um-gestellt, genauer gesagt auf Bromid in Form einer wässrigen Natriumbromid-Lösung als preis-wertes und zugleich hocheffektives Oxidationsmittel. In Bottrop wird die NaBr-Lösung in den unteren Bereich des Wirbelschicht-Freeboard eingedüst, in Karlsruhe-Neureut dagegen dem vorgetrockneten Klärschlamm nach Tauchscheibentrockner, d.h. noch vor der Verbrennung bei-gemischt. Wie inzwischen auch von anderen Anwendungen her bekannt (z.B. von der Kohle-verbrennung in den USA), ist der Ort der Bromid-Zugabe weitgehend frei wählbar; als wichtig erweisen sich vor allem eine ausreichende Menge Brom im Verhältnis zum Quecksilber (Brges/Hgges-Massenverhältnis) und eine möglichst gleichmäßige Vermischung des im Feuer-raum freigesetzten Broms mit dem gesamten Rauchgas.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Depotech 2010 (November 2010) |
Seiten: | 10 |
Preis: | € 5,00 |
Autor: | Professor Dr.-Ing. Bernhard W. Vosteen |
Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.