Im Bermuda-Dreieck (Editorial)
			    Es ist Hochsommer. Nichts ist ferner als der Gedanke an Raureif, Nebel und glatte Straßen. Doch jetzt ist die Zeit, sich um Winterdienst und Straßendienst zu kümmern. Jetzt müssen die Salzlager gefüllt werden, müssen Investitionen in Fahrzeuge und technisches Gerät getätigt werden...
(21.07.08) ...Die Kommunen stehen dabei vor einem ständigen Dilemma: Die Winter werden immer milder, Schnee und Glatteis immer seltener. Doch selten heißt nicht nie. Und die Kommunen sind ständig in der Pflicht, für gestreute und geräumte Straßen und Wege zu sorgen und entsprechendes Material vorzuhalten. "Bei schwachen Wintern werden die hohen Kosten von den Kostenträgern gern bemängelt, während in strengen Wintern schnell Kritik wegen zu gering eingeschätzter Winterdienstkapazitäten geübt wird", sagt Dr. Achim W. Schröter, beim vks im vku zuständig für den Bereich Straßenreinigung, Winterdienst und Fuhrpark. Die langfristige und vor allem kleinräumige Wettervorhersage sei noch unzureichend. Doch hier bleibt die Entwicklung nicht stehen: Es gibt inzwischen private Wetterdienste, die ihren Kunden eine sehr individuelle Beratung bieten bis hin zur exakten Prognose, wann und wo mit welchem Straßenzustand zu rechnen ist.

Ein wichtiger Bestandteil der Straßenreinigung ist auch das Thema Fahrsicherheit. Fahrer von Kleinkehrmaschinen, die Bürgersteige und enge Straßen bei Wind und Wetter reinigen, müssen mit rasanten Radfahrern ebenso kämpfen wie mit Menschenansammlungen vor Bushaltestellen, sie müssen Blumenkübeln ausweichen und hohe Bordsteinkanten bewältigen. Dabei chauffieren sie teure Fahrzeuge durch die Stadtlandschaft und gehen dabei das Risiko ein, durch Beulen, Rempler oder Schlimmeres hohe Schäden zu verursachen. Die HDI-Gerling Sicherheitstechnik GmbH führte bei den Berliner Stadtreinigungsbetrieben ein Sicherheitstraining durch, um genau diese Art von Schäden bei Kleinkehrmaschinen zu vermeiden. Kein Schleuderkurs, wie die Initiatoren versichern, eher das Gegenteil: ein Fahrsicherheitstraining, das das Schleudern und Anecken verhindern soll. Ein wichtiges Thema, dem wir unsere Titelgeschichte gewidmet haben.

Neben zahlreichen weiteren Themen haben wir uns in der Sommerausgabe den Altbatterien gewidmet. Alle Jahre wieder veröffentlicht die Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien (GRS) ihre Erfolgszahlen, die die Sammlung und das Recycling von Batterien betreffen. Doch hier ist noch lange nicht alles eitel Sonnenschein. Die GRS bemüht sich zwar redlich, immer mehr zu sammeln und zu rezyklieren - 92 Prozent ist inzwischen der Anteil - und scheut auch keine medienwirksame Öffentlichkeitskampagnen - doch der Verbraucher zieht nicht mit.

Obwohl nach der Batterieverordnung in Deutschland ausgediente Akkus und Batterien nicht in den Müll gelangen dürfen, wird derzeit nur etwa ein Drittel der verkauften Menge über die Sammelstellen zurückgegeben und umweltverträglich entsorgt, kritisiert das Umweltbundesamt. Man kann geradezu von einem Bermuda-Dreieck sprechen, in dem die Mehrzahl aller Zellen verschwindet. Ob sich in den Hobbykellern gigantische Batterielager bilden oder ob Tausende von Zellen im Restmüll oder im Gelben Sack entsorgt werden - keiner kann es sagen. Von den durchschnittlich 18 Zellen, die jeder Bundesbürger jährlich kauft, kommen jedenfalls nur sieben bis acht wieder zurück, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sind es dagegen keine fünf. Hier herrscht offensichtlich noch Handlungsbedarf.
Unternehmen, Behörden, Verbände: vks im vku, GRS, HDI-Gerling Sicherheitstechnik GmbH 
Autorenhinweis: Martin Boeckh
	     
	    
            
            
            
            
		    
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