Energiegewinnung aus Abfällen
Energieaspekte bei thermischen Verfahren und der Verwertung - und damit auch der Klimaschutz - bilden den Schwerpunkt dieses Hefts. Recyclingverfahren verbrauchen Energie, ganz besonders aber das Recycling von Metallen. Andererseits wird durch die Verwendung von Sekundärrohstoffen Energie gespart. Eindrucksvoll wird das am Beispiel der zinkhaltigen Abfälle gezeigt. Die Zinkindustrie ist energieintensiv, das gilt auch für das Recycling dieses Metalls. Hier liegt das besondere Problem bei den Energiepreisen in Deutschland, wie Dreyer und Manthey darstellen (S. 4 ff.).
Der Beitrag von Professor Rechberger und Kollegen über die treibhauswirksamen Kohlendioxidemissionen aus der Abfallverbrennung (S. 23 ff.) stellt einige Anforderungen an den Leser. Der Aufwand für die intensive Beschäftigung mit diesem Artikel lohnt sich schon in Anbetracht der kontroversen Diskussion. Rechberger gehört zu den profilierten österreichischen Wissenschaftlern im Bereich der Abfallwirtschaft. Sein Lehrstuhl trägt die Bezeichnung Ressourcenmanagement. Wir stellen ihn und seinen Forschungsbereich an der TU Wien unter der Rubrik 'Lehre & Forschung' vor.
Das Thema Abgasbehandlung wird in zwei Beiträgen präsentiert. Huber und König, beide vom Büro TBF + Partner, befassen sich mit der Bewertung unterschiedlicher Abgasbehandlungsverfahren (S. 8 ff.). Löschau (Pöyry Energy) geht im zweiten Artikel auf die Schadstoffemissionen aus thermischen Abfallbehandlungsanlagen ein (S. 30 ff.). Beide Arbeiten, die sich ergänzen, können helfen, die Diskussion über das richtige Verfahren zur Abgasbehandlung zu versachlichen.
Über die Verbrennungskapazitäten von Ersatzbrennstoffkraftwerken kursieren unterschiedliche Angaben, insbesondere über die Kapazitäten für Brennstoffe aus Siedlungsabfällen. Stephanie Thiel nahm dies zum Anlass, die betriebenen und in Bau befindlichen Kraftwerke sowie angekündigte Projekte zu untersuchen (S. 50 ff.). Das Ergebnis, nach dem bis zum Jahr 2011 insgesamt 36 Kraftwerke für Ersatzbrennstoffe zur Verfügung stehen werden, sollte auch zur Versachlichung der Diskussion über Kapazitäten und Überkapazitäten beitragen.
Ersatzbrennstoffkraftwerke werden mit Rost- und Wirbelschichtfeuerungen ausgestattet. Das Wirbelschichtkonzept ist zwar flexibel im Hinblick auf die Brennstoffqualität, setzt allerdings eine Aufbereitung des Brennstoffs voraus. Gottfried Brandstetter stellt Konzepte der Wirbelschichtverbrennung mit dem Schwerpunkt der zirkulierenden Wirbelschichtfeuerung vor, weist aber auf Probleme hin, die mit der Verbrennung schlecht aufbereiteter Brennstoffe einhergehen, und zeigt Lösungen auf (S. 38 ff.). Reinhard Paul von den Stadtwerken Gießen berichtet über Betriebserfahrungen mit einer konkreten Anlage mit Rostfeuerung (S. 45 ff.). Lesenswert sind die Überlegungen von Reinhard Schu über mehrfache Dampfüberhitzung zur Effizienzsteigerung von Ersatzbrennstoff-, Biomasse- und Solarthermiekraftwerken (S. 15 ff.).
Global stellen Alwast und Birnstengel (Prognos AG) ihre Untersuchungen über Abfälle als Rohstoff- und Energiequellen vor und fordern ein globalisiertes Ressourcenmanagement (S. 56 ff.). Zum gleichen Thema äußert sich Kopytziok (S. 58 ff.).
Abgerundet wird dieses Heft mit einem juristischen Beitrag von Professor Andrea Versteyl, hier zum Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster über die vorerst unterbrochene Planung des Kohlekraftwerks Datteln und über das EuGH-Urteil vom 4. Dezember 2008 zur Anwendbarkeit der EG-Verbrennungsrichtlinie auf die Verbrennung von Gasen (S. 52 ff.).
Das erste Heft des Jahres 2010 wird seinen Schwerpunkt bei der Verwertung von Biomasse und insbesondere bei Vergärungsverfahren und Biogasverwertung haben.
Im Namen des Herausgebers und der Redaktion wünsche ich Ihnen ein friedliches Weihnachtsfest und ein in jeder Hinsicht erfolgreiches Neues Jahr!
Es grüßt Sie Ihr
Karl J. Thomé-Kozmiensky
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Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.